Kreisgruppe Wonnegau

GEO-Tag der Natur 2018

Wie hat sich die Flora und Fauna im BUND-Begrünungsprojekt „Höllenbrand“ bei Gundersheim entwickelt?

 (Alexandra Stevens)

Im Rahmen des GEO-Tages der Natur führte die Exkursion des BUND Wonnegau am 17. Juni zum Vogelschutzgebiet "Höllenbrand" bei Gundersheim. Der Höllenbrand ist ein südexponierter und strukturreicher Weinbergshang, der durch Trockenmauern parallel zum Hang in einzelne Terrassen mit gelegentlichen Gehölzstrukturen aufgegliedert ist. Es ist ein trocken-warmer Standort mit nährstoffarmen Böden. Eine spezielle Vegetation mit einer hohen Artenvielfalt kommt hier vor. Um diese zu erhalten bzw. noch weiter auszubauen, haben die Aktiven des BUND Wonnegau im Auftrag der Teilnehmergemeinschaft der Landwirte (vertreten durch das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück) im Herbst 2016 auf zwei Ausgleichsflächen mit insgesamt 8.000 qm erste Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung mittels einer Heuübertragung aus dem nahe gelegenen Naturschutzgebiet und zusätzlich gesammeltem, regionalen Saatgut umgesetzt. Nach dieser Bearbeitung wurden auf den Flächen gigantische Steinhaufen aufgeschichtet. Sie bieten zusätzlichen Lebensraum für Eidechsen und Vögel. Wie haben sich die beiden Ausgleichsflächen seit Ende 2016 weiterentwickelt? Welche Tiere und Pflanzen haben sich dort angesiedelt?

Neugierig scharrte sich eine große Gruppe von Interessierten, darunter auch einige Familien mit Kindern, um den BUND Kreisgruppenvorsitzenden Daniel Steffen und den Biologen Dr. Axel Schönhofer, um im Rahmen der Exkursion viel Wissenswertes über das Vogelschutzgebiet „Höllenbrand“ und über die Begrünungsaktion zu erfahren sowie den aktuellen Zustand der Flora und Fauna zu bestimmen. Die Experten waren sehr zufrieden mit der Entwicklung der beiden Wiesenstücke. Sie entdeckten eine große Anzahl an Pflanzen: Acker-Wachtelweizen, Färberhundskamille, Echtes Labkraut, Glockenblumen, Taubenkropf-Leimkraut, Großer Bocksbart, Wiesen-Salbei, Magerwiesen-Margerite, Gewöhnlicher Natternkopf, Kartäusernelke, Edle Schafgarbe, Kleiner Wiesenknopf, Gewöhnliches Leinkraut und auch drei Arten der Flockenblumen: Skabiosen-, Rispen- sowie Wiesen-Flockenblume. Allein auf einer Wiese bestimmte Axel Schönhofer über 120 Arten. Einige davon stehen auf der Roten Liste wie zum Beispiel Gelbe Spargelerbse, Zwerg-Schneckenklee und Eselsdistel. Laut Kartieranleitung zur Bewertung schützenswerter Halbtrockenrasen müssen mindestens drei Arten einer festgelegten Liste erfasst werden, um den Lebensraum als solchen zu bestätigen. Dieses Ziel wurde mit Gewöhnlicher Wundklee, Fieder-Zwenke, Aufrechte Trespe, Sichelblättrigem Hasenohr, Hufeisenklee, Dornigem Hauhechel und Großblütiger Braunelle übertroffen. Eine hohe Zahl an Ackerwildkräutern (z. B. Steinklee und Disteln) und Ruderalpflanzen (Pfeilkresse, Vogelwicke, Wilde Möhre usw.) zeichnet die Flächen knapp zwei Jahren nach Neuanlage noch als Jung-Brachen aus. Bei angepasster Pflege dürften sie aber auf einem guten Weg hin zu einem vollwertigen und wertvollen Halbtrockenrasen sein.

Die Wiesen waren in ihrer Artenvielfalt nicht nur schön anzusehen, sie boten auch Lebensraum für eine große Zahl von Tierarten. Käfer, Bienen und Schmetterlinge profitieren vom Arten- und Blütenreichtum sowie von zeitlich gestaffelten Blühabfolgen. Verschiedene Wildbienen, Heuschrecken, Käfer, Spinnen und Schmetterlinge wurden entdeckt, zum Beispiel Steinhummel, Großes Heupferd, Schachbrettfalter, Schwalbenschwanz, Blauflügelige Ödlandschrecke, Marienkäfer und Schneckenarten. Auch eine weibliche Zauneidechse huschte über die Wiese. Eine Dorngrasmücke konnte im Sinkflug beobachtet werden.  Die Insekten wiederum sind Nahrungsgrundlage für Wirbeltiere und Vögel wie zum Beispiel den Steinschmätzer. Dieser ist einer der seltensten und am meisten vom Aussterben bedrohten Vogelarten in Deutschland. Im Vogelschutzgebiet „Höllenbrand“ vermutet man  nur noch relativ wenige  Brutpaare. Auch der Steinschmätzer wird von den umgesetzten Begrünungsmaßnahmen profitieren.

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