Der Biotopverbund wächst weiter - Flächenankauf 2022
Stärkung und Ausbau der Biotopvernetzung des NSG „Kalksteinbrüche Rosengarten“ in Gundersheim - Sicherung und Vermehrung seltener Tier- und Pflanzenarten aus dem NSG Rosengarten
2022 hat der BUND eine etwa 1,7 ha große ehemalige Ackerfläche in Gundersheim im Landkreis Alzey-Worms gekauft. Die Fläche soll zu artenreichem Grünland entwickelt und Teil eines Biotopverbundes mit dem in unmittelbarer Nähe liegenden NSG Rosengarten sowie der Erweiterungsfläche werden.
Der Flächenkauf wurde gefördert von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz aus Mitteln der Glücksspirale.
Die Fläche wurde ehemals landwirtschaftlich genutzt. Nach dem Kauf soll sie mit autochthonen Mahdgut aus dem NSG Rosengarten begrünt und langfristig in artenreiches Grünland in Richtung Halbtrockenrasen entwickelt werden. In unmittelbarer Nähe zum NSG „Kalksteinbrüche Rosengarten“ und zur etwa 3 ha großen Erweiterungsfläche soll so der Biotopverbund zum NSG hergestellt und der ökologische Hot-Spot gestärkt werden. Die BUND Kreisgruppe Wonnegau betreut und pflegt seit Jahrzehnten das ca. 11 ha große NSG und seit 2018 die etwa 3 ha große Erweiterungsfläche am Rosengarten ehrenamtlich. Daher ist die Pflege der hinzugekauften Fläche ebenfalls langfristig durch die BUND Kreisgruppe Wonnegau gesichert.
Aufgrund einer botanischen Begutachtung von Dr. Axel Schönhofer wurde ein Pflegeplan entwickelt. Dieser wurde mit der Stiftung sowie mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Im Winter 2022/2023 wurde die Fläche erstmalig umgebrochen und mit Getreide eingesät. Dieses wurde abgeerntet, um dem Boden Nährstoffe zu entziehen und ihn auszumagern. Ebenso werden dabei hochkommende gebietsfremde Ansaaten des Landwirtes entfernt, die sich noch im Boden befinden. Der Prozess der Ausmagerung dauert mindestens drei Jahre. Daher wird voraussichtlich im Herbst 2025 begonnen, per Heuübertragung mit Heu aus dem Rosengarten bzw. aus der Erweiterungsfläche den Boden zum impfen, um ihn langfristig zu artenreichem Halbtrockenrasen zu entwickeln. In den ersten drei Jahren nach Flächenankauf säen wir gleichzeitig auch seltene Ackerwildkräuter wie zum Beispiel Kornblume, Mohn und Leindotter aus. Das Saatgut dieser Wildkräuter wird an Winzer abgegeben, um die Ackerwildkräuter zu vermehren und in die Fläche zu bringen.
Erweiterung Rosengarten
Seit 1978 pflegt der BUND Wonnegau das etwa 11 Hektar große Naturschutzgebiet "Kalksteinbrüche Rosengarten" bei Gundersheim in Rheinhessen. Mit jährlichen Pflegemaßnahmen werden die Lebensbedingungen für die vielen seltenen Pflanzen- und Tierarten sichergestellt. Die Pflegemaßnahmen dienen insbesondere dem Schutz der Kalkmagerrasen und Trockengebüsche mit ihrer typischen Flora und Fauna.
Um diese besondere biologische Artenvielfalt zu erhalten hat der Landkreis 2018 über die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit Mitteln aus Ersatzzahlungen etwa drei Hektar angrenzende Ackerflächen erworben. Diese werden im Rahmen des „Erweiterungsprojektes NSG Kalksteinbrüche Rosengarten“ in den nächsten 15 Jahren ökologisch aufgewertet und zu artenreichem Grünland im Sinne des Natur- und Artenschutz entwickelt, um dieses bedeutende Biotop weiter aufzuwerten. Der BUND Wonnegau übernimmt hier für die Untere Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Alzey-Worms die Aufwertung und Pflege der Fläche.
Im Sommer 2019 wurden erste Teilbereiche mit Heu zur Begrünung angedeckt. Danach ging es weiter mit den Bodenarbeiten. Drei Hektar nährstoffreicher Ackerboden wurde mit einer Raupe abgeschoben, um natürliche Felskuppen und nährstoffärmere Schichten unter der Erdoberfläche freizustellen. Ein Luftbild aus einem trockenen Jahr gab Aufschluss darüber, dass an manchen Stellen der natürliche Fels nahezu direkt unter der Erdoberfläche ansteht. Auf diesem sogenannten Felsgruß existieren natürlicherweise ganz besondere Pflanzengesellschaften, die Felsgrußgesellschaften. Diese zum Teil eher selten gewordenen Pflanzen haben sich über sehr lange Zeit an diese besonderen Standortbedingungen angepasst. Sie bilden oftmals tiefe Wurzeln und können trotz extremer Hitze und Trockenheit gut überleben. Der nährstoffreiche abgeschobene Oberboden wurde hangabwärts wieder flächig verteilt.
Anfang August 2019 lud der BUND Wonnegau zum Start der Renaturierungen zu einem besonderen Pflegetermin ein. 34 Menschen waren der öffentlichen Einladung gefolgt und halfen bei der Begrünungsaktion mit. Die Erweiterungsfläche wurde mit Heu der Sommermahd aus dem NSG Rosengarten versorgt. Bei diesem Heu spricht man von gebietsheimischem, standortgerechten Material. Es enthält Samen, Pilzsporen und Kleinstlebewesen des Biotops, aus dem es stammt. Von diesem Heu wurden insgesamt fünf Wagenladungen auf einem Teilbereich mit Heugabeln, Rechen oder mit der Hand verteilt. Im Oktober 2019 wurde der Rest der Erweiterungsfläche auf die gleiche Art und Weise begrünt. Einige der felsigen Bereiche mit entsprechender Vegetation wurden im Rosengarten in akribischer Handarbeit gemäht, mit dem Rechen abgesammelt und direkt auf die bereits abgeschobenen Bereiche der neuen Erweiterungsfläche gefahren und verteilt.
Nach einem niederschlagsreichen und milden Winter schauten sich die BUND-Aktiven und Fachleute im Frühjahr 2020 an, wie sich die Erweiterungfläche entwickelt hat. Der erste Eindruck war umwerfend. Tatsächlich sind auf den abgeschobenen Bereichen erste Pflanzen am Kommen, die man sich erhofft hatte. Spezialisten wie die Felsen-Fetthenne, die der Fetthennenbläuling besonders mag. Des Weiteren als Besonderheit erste Festuca-Pflanzen (Festuca duvalii oder Festuca valesiaca). Auch auf den nicht abgeschobenen Bereichen sieht man schon auf der ganzen Fläche verteilt Pflanzen, die durch die Heuübertragung ausgebracht wurden. Besonders schön und zahlreich wurde der Zottige Klappertopf und das Kelch-Steinkraut gesichtet. Weitere Pflanzen: Kartäusernelken, Wachtelweizen, Färberkamille, Marienrauke, Klatschmohn, seltene Ackerwildkräuter wie zum Beispiel roter und blauer Ackergauchheil, Dürrwurz, Wiesenmargheriten, Kleinfrüchtiger Leindotter, Echtes Labkraut, Weißes Labkraut, Mieren- und Sandkräuter, Resede, Leinkraut, verschiedene Distelarten. Auch an Tieren gab es Einiges zu entdecken: Eidechsen, kleine Schmetterlinge, erste Bläulinge. Den Erfolg konnte man buchstäblich hören: mit einem gigantischen Grillenkonzert.
Für den BUND Wonnegau ein absolutes Vorzeige- und Leuchtturmprojekt!